Allianz Private Finance Police - Kritik und Kosten (2025)

Private Markets sind im Trend. Die Anlageklasse wird traditionell eher mit professionellen und institutionellen Anlegenden verbunden, aber auch immer zugänglicher für Privatanleger als alternative Geldanlage zur Börse. Man verspricht sich höhere Rendite, mehr Sicherheit - und auch eine nachhaltige Wirkung durch Finanzierung von Erneuerbaren Energien oder Infrastruktur. Hier schauen wir genau, was dahinter steckt und auch welche Kosten damit verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die Idee hinter der Allianz Private Finance Police
- 2. Welche Rendite ist bei der Private Finance Police zu erwarten?
- 3. Wie funktioniert die Private Finance Police?
- 4. Kosten der Allianz Private Finance Police
- 5. Nachhaltigkeit bei der Private Finance Police
- 6. Fazit: Macht die Allianz PrivateFinancePolice Sinn?
1. Die Idee hinter der Private Finance Police
Investieren wie die Profis - nur eben für jeden. Mit der Idee ist die Allianz gar nicht die Erste auf dem Deutschen Markt unter den Versicherungen. Schon 2017 hat der mittelständische Versicherer die Bayerische seine Pangaea Life aufgelegt (heute Blue Invest). Die Mission: Privatanlegern alternative Investmentfonds zugänglich machen, die eigentlich für institutionelle Anleger gedachte sind. Eine Versicherung ist natürlich ein "Insti" und kann so ihren Kunden, die für ihre Altersvorsorge anlegen wollen, neue Chancen bieten.
Das Geld fließt zwar nicht ganz direkt in die ausgewiesenen Investmentobjekte, jedoch werden alle Anlegenden wirtschaftlich so gestellt, als würden sie direkt investieren. Die Allianz spricht von einem "Referenzportfolio" bestehend aus fünf Anlagestrategien. Die Bayerische hat zwei Fonds zur Auswahl und individuellen Gewichtung (Stand 06/25). Eine vergleichbare Individualität wäre auch eine erste Kritik an der Private Finance Police.
2. Erwartbare Rendite der Private Finance Police

Die Allianz gibt eine Zielrendite von 5-7 % pro Jahr im Schnitt an. Damit kommuniziert man recht defensiv angesichts einer Gewichtung von 20 bzw. 25 % der Anlageklassen Private Equity und Private Debt, die traditionell eher eine Renditeerwartung von >10 % mit sich bringen. Allerdings gilt die Zielrendite auch nach Kosten. Und die sind nicht Ohne, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden.
Seit Auflage Ende 2019 weist die Allianz jedoch eine durchschnittliche Wertentwicklung von 6,6 % aus und hält damit ihr Versprechen bisher ein. Wichtig ist zu erwähnen, dass bei Privatmarkt-Investments nicht wie bei börsengehandelten Wertpapieren täglich ein echter Kurs gebildet wird. Stattdessen wird i.d.R. quartalsweise ein Wert kalkuliert, der teils später korrigiert werden muss, wenn sich beim Versuch, ein Investmentobjekt zu verkaufen, schlicht kein Käufer zu dem Preis findet.

3. Wie funktioniert die Private Finance Police?
Bei der Private Finance Police kannst Du nur mit Einmalanlage investieren, nicht mit einem monatlichen Sparplan. Los geht es ab 10.000 € mit einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Jahren. Dies ist auch die Grenze für die Anwendung des Halbeinkünfteverfahren, mit dem private Rentenversicherungen vom Staat steuerlich gefördert werden. Für eine detailliertere Beschreibung ist >dieser Artikel< zu empfehlen.
Wichtig ist noch die Festlegung der Versicherungsdauer bzw. des Endalters und der Auszahlungsweise. Die Allianz gibt die Wahl zwischen lebenslanger Verrentung vs. Einmalauszahlung. Hier ist klar letzteres zu empfehlen - die lebenslange Verrentung ist wohl der Grund für die größten Verluste von Altersvorsorgenden in Deutschland. Zurecht kritisieren Verbraucherschützer schon lange, dass bei der Kalkulation unrealistische Lebenserwartungen herangezogen und Verbraucher letztlich schlechter gestellt werden.
Schade ist, dass die Allianz beim Endalter keine Flexibilität bietet. Dieses ist nämlich nicht nachträglich verschiebbar. Dafür ist der Vertrag jedoch jederzeit kündbar mit Auszahlung zum nächsten Quartalsende und die Gebühr in Höhe von 50 € dabei ist durchaus fair und angebracht. Entsprechend kann man das Endalter für maximalen Gestaltungsfreiraum auf die maximal möglichen 85 setzen und bei Bedarf jederzeit davor kündigen.
Verstirbt man vor Erreichen des Renteneintritts, wird der Vertragswert steuerfrei als Versicherungsleistung an die Hinterbliebenen ausgezahlt.
Auf Versicherungsleistungen werden nämlich keine Ertragssteuern fällig - lediglich Erbschaftssteuer (falls nicht unter Freibetrag). Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Versicherungslösungen beim Investieren generell. Auch die Erbschaftssteuer kann (legal) minimiert werden, bei intelligenter Gestaltung - dazu aber mehr bei Bedarf in meiner individuellen Beratung.
4. Kosten der Allianz Private Finance Police
Wichtig bei jedem Finanzprodukt zu verstehen: die Kostenstruktur.
Jedoch sind Privatmarkt-Investitionen schlicht nicht vergleichbar mit börsengehandelten Wertpapieren wie ETFs. Am Beispiel Infrastruktur wird das gut deutlich: Natürlich kann ich eine Vestas-Aktie kaufen für 1 € Transaktionsgebühr bei modernen Neo-Brokern. Jedoch ist das etwas ganz anderes, als tatsächlich direkt an einem Windpark beteiligt zu sein. Beim einen ist die Rendite letztlich zukünftige Gewinnerwartung eines Unternehmens, die täglich schwankt mit sich verändernden Bedingungen. Ein echtes Infrastruktur-Investments im Bereich der Erneuerbaren Energien bedeutet jedoch, dass die Rendite schlicht der Erlös aus dem produzierten und verkauften Strom ist. Und dieser wird i.d.R. zu einem großen Teil in langfristigen Abnahmeverträgen mit örtlichen Versorgern verkauft zu einem feststehenden Preis. Entsprechend stabil ist auch die jährliche Rendite bei einem Direktinvestment.
Aber wie sehen konkret die Kosten der Private Finance Police aus?
Die Allianz weist im Versicherungsinformationsblatt klar die Kosten für den Versicherungsmantel aus:

Beim gezeigten Beispiel handelt es sich um den "Normaltarif", den man so beim Versicherungsmakler des Vertrauens oder auch direkt bei der Allianz bekommt. Enthalten ist eine Provision an den Vermittler in Höhe von ca. 4,5 % der Investitionssumme (bei 40.000 € Anlagesumme = 1.800 € Provision). Diese bildet sich hauptsächlich aus den ausgewiesenen Abschluss- & Vertriebskosten, die anfangs direkt vom investierten Betrag abgehen. Dazu fließt aus den laufenden Verwaltungskosten eine kleine Bestandsprovision.
Separat ausgewiesen werden die Kosten der Kapitalanlage. Diese betragen 1,90 % p.a., sind jedoch in der angegebenen Rendite schon abgezogen. Insgesamt ergeben sich Effektivkosten von knapp über 3 % pro Jahr.
Ab einer Anlage von 40.000 € bietet die Allianz jedoch die Möglichkeit, die Kosten zu reduzieren. Damit geht für den Vermittler eine Halbierung seiner Abschlussprovision und vollständiger Verzicht der Bestandscourtage einher. Ergebnis für den Anleger sind 0,65 % statt 0,75 % laufende Verwaltungskosten sowie um knapp die Hälfte reduzierte Abschluss- & Vertriebskosten.
Ebenfalls möglich ist natürlich ein provisionsfreier Nettotarif der auf Honorarbasis vermittelt werden kann. Bei Interesse daran komm gern auf uns zu.
5. Nachhaltigkeit bei der Private Finance Police
Insgesamt bin ich schon länger positiv gestimmt zur Arbeit der Allianz im Bereich Nachhaltigkeit. Statt Auflegen von vermeintlich grünen "ESG-Tarifen", deren Versicherungsschein auf recyceltes Papier gedruckt und für deren Abschluss ein Baum gepflanzt wird, fokussiert man sich auf das Wesentliche: die Kapitalanlage. Deutsche Versicherer verwalten ca. 1,3 Billionen Euro Anlagevermögen. Hier wird schnell klar, dass hier der eigentliche Hebel liegt, auch wenn recyceltes Papier natürlich begrüßenswert ist.
Bei Tarifen wie der PrivateFinancePolice fließt das investierte Geld nicht direkt in die investierten Unternehmen und Projekte. Nicht ohne Grund spricht die Allianz von einem "Referenzportfolio". Das wird nachvollziehbar, wenn man sich anschaut, dass die getätigten Anlagen oft die Dimension von einem 2-stelligen Millionenbetrag haben. Die Allianz stellt Liquitität, poolt das Geld der Anleger und plant ihre Investitionen entsprechend der Vertriebsprognosen. Dazu kommt, dass die Allianz auch ihr eigenes Sicherungsvermögen als Rücklage zu Risikoabsicherungen wie Berufsunfähigkeits- oder Hausrat-Versicherungen in diese Strategien investiert (was ja begrüßenswert ist - "skin in the game"). Nichtsdestotrotz fließt faktisch Geld in die im Referenzportfolio investierten Objekte, wenn Du dein Geld in der Private Finance Police anlegst. Und da lohnt sich doch ein genauer Blick:
Nur zwei der fünf Anlagestrategien sind als Artikel 8 nach der Offenlegungsverordnung eingeordnet. Das wird landläufig mit "lightgreen" bezeichnet, bedeutet letztlich aber lediglich, dass Nachhaltigkeitsrisiken bei der Anlageentscheidung berücksichtigt werden. Hier geht es also nicht um die Wirkung der Geldanlage auf Mensch und Umwelt, sondern genau anders rum, ob die Geldanlage bedroht wird durch Klimawandel etc.. Auch das ist eine sinnvolle Perspektive, dient jedoch weniger dem Klimaschutz. Dabei sieht man, wie realitätsfern die Regulatorik an dieser Stelle ist. Bleibt also nur der eigene Blick in die Fonds soweit möglich und gesunder Menschenverstand.
Auf ihrer Website zeigt die Allianz auf einer >interaktiven Weltkarte< einige Beispiele der Anlagen. Wichtiger als repräsentative Beispiele sind jedoch die Ausschlusskriterien kontroverser Investmentobjekte. Erneuerbare Energien (10 %) müssen hierbei wohl kaum auf den Prüfstand. Auch Infrastruktur (25 %) kann zum Großteil durchgewunken werden, da es hier größtenteils um Versorgungsnetze für Strom, Wasser, Wärme und Internet geht (zum Beispiel die Firma Glasfasernetz als Joint Venture von Allianz und Telefonica). Dazu sind Transportwege & -einrichtungen ein wesentlicher Teil, worunter auch Mautstraßen fallen, die vielleicht nicht komplett der Transformation der Wirtschaft dienen, wohl aber gerade in Deutschland überfällig sind angesichts der maroden Straßenverhältnisse vielerorts.
Da es im Segment Immobilien (20 %) zum Großteil um Gewerbeimmobilien geht, ist Wohnraumspekulation größtenteils auszuschließen. Dazu bekennt sich die Allianz klar zum Ziel Net-Zero ihrer Kapitalanlagen bis 2050, mit klaren 5-Jahres-Plänen und dem Zwischenziel einer 50-%igen Reduktion bis 2029 (Referenzwert 2019). Der Eindruck wird zumindest anhand der veröffentlichten Beispielobjekte bestätigt, die sich durch hohe Umwelt-Standards auszeichnen.
Was bleibt sind Private Debt und Private Equity. Während bei ersterem noch einige positive Beispiele zu finden sind, beruft sich die Allianz für letzteres auf Vertraulichkeitsvereinbarungen (was in diesem Bereich durchaus üblich ist). Das macht die Beurteilung schwerer und es bleibt nur der Blick in die genauen Nachhaltigkeits-Richtlinien der Anlagestrategien, die tatsächlich lockerer sind als die der Allianz selbst für ihr Sicherungsvermögen. Es gibt jedoch klar formulierte Ausschlüsse von kohlebasierten Geschäftsmodellen (der zulässige Umsatzanteil der finanzierten Unternehmen sinkt zum Jahreswechsel 25/26 zum Beispiel von 25 % auf 15 %), Neufinanzierung von Öl- & Gasexploration und Tiefsee-Bergbau. Dazu sind kontroverse Waffen (nicht konventionelle) strikt ausgeschlossen und interessanterweise auch explizit Unternehmen, bei denen Engagement-Aktivitäten gescheitert sind oder Kontroversen in der Geschäftsführung über 3 Jahre bestanden. Gerade das bewerte ich sehr positiv, denn gerade Engagement, also die Kontaktaufnahme und Beeinflussung der investierten Unternehmen ist oft ein besserer Wirkungskanal als Ausschluss und Fokus auf kontroversenfreie Unternehmen - denn dadurch hören ja die Unternehmen mit Kontroversen nicht plötzlich auf zu existieren.
6. Fazit: Macht die Allianz Private Finance Police Sinn?
Die Private Finance Police bietet schon ab 10.000 € Anlagesumme eine Diversifikationsmöglichkeit in fünf verschiedene Privatmarkt-Anlageklassen. Jedoch sind die Kosten des Produkts nicht ohne. Ab der Schwelle von 40.000 € mit reduzierten Kosten oder einem provisionsfreien Honorarvertrag entsteht in meinen Augen jedoch ein "sweet spot", bei dem die Private Finance Police ihre Stärken ausspielt. Auch der Steuervorteil durch den Versicherungsmantel wird sich langfristig durchaus bezahlt machen, wenn die Steuerlast bei Auszahlung um bis zu ein Drittel reduziert wird verglichen zur freien Fondsanlage.
Im Vergleich zur Blue Invest der Bayerischen schätze ich die zusätzliche Diversifikation außerhalb von Erneuerbaren Energien und Immobilien. Schade ist, dass gerade in den Anlageklassen Private Debt und Private Equity keine klar Nachhaltigkeits-orientierte Möglichkeit bietet. Gerade in diesen Anlageklassen besteht Transformationspotential durch nachhaltige Investitionen. Wer hier mehr will und vielleicht sogar ausschließlich in Private Equity investieren möchte, kann im Bereich der European Long-Term Investment Funds (ELTIF) fündig werden. Insbesondere einen Fonds habe ich persönlich dort im Auge, der als geschlossener Fonds allerdings eine feste Laufzeit von 10 Jahren hat. Eine derartige Verbindlichkeit gilt es natürlich in der persönlichen Finanzplanung zu bedenken. Gerne verweise ich an dieser Stelle auf meine Dienstleistung als unabhängiger Anlageberater. Mehr Informationen und Konditionen findest Du >hier<.

Niklas Krämer
WertWende Berlin
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