Investieren in Gold - Geldanlage in Edelmetalle

22.05.2025

Gold hat in den letzten 15 Jahren eine sehr gute Wertentwicklung erfahren. Doch wie eignet sich Gold aus wissenschaftlicher Sicht für die Geldanlage - und welche ethischen Implikationen gibt es dabei?

Edelmetalle können als Geldanlage durchaus eine Funktion in deinem Portfolio erfüllen, sollten dafür aber unbedingt richtig eingesetzt werden. Diese Funktion möchte ich in diesem Beitrag erläutern und dir eine empirisch fundierte Grundlage bei deiner Investitionsentscheidung bieten. 

Investieren in Gold
Investieren in Gold

Gold als Geldanlage

Der Goldkurs hat sich in den letzten 20 Jahren verzehn(!)facht. Gerade in der aktuellen Zeit geprägt von globalen Finanzkrisen und Handelskonflikten wie Trump sehen sich Menschen nach Stabilität zurück. So stieg auch der Goldpreis. Aus der Kursentwicklung der jüngeren Vergangenheit vorschnell eine Investitions-Entscheidung zu treffen, kann sich jedoch rächen. Nicht ohne Grund zeigen Verkaufsplattformen von Gold und anderen Edelmetallen oft nur die Kursentwicklung seit dem Jahr 2000. 

Schaut man sich die 20 Jahre vor der Jahrtausendwende an, findet man dort eine Halbierung des Goldkurses. Dieser folgte wiederum auf einen sehr raschen Kursanstieg in den 70ern und wenn man den Zeitraum insgesamt betrachtet ergibt sich wieder ein recht positives Bild. Aber diese Dynamik zeigt wie sprunghaft der Goldkurs sein kann. Ein ungünstiger Einstiegszeitpunkt kann zu hohen Verlusten führen, die sich auch über Jahrzehnte halten können.

Was sagt die Wissenschaft? 

In der Finanzwissenschaft werden historische Daten herangezogen, um Modelle zu konstruieren und validieren, anhand derer Aussagen für Gegenwart und Zukunft getroffen werden sollen. Im Falle von Gold als Geldanlage gibt es theoretisch eine Datenreihe von über 200 Jahren. Jedoch ist diese nur begrenzt valide, da der Wert von Gold bis 1971 noch fest an die Geldwährung von Staaten gekoppelt war. Erst als die USA 1971 die USA das "Bretton-Woods-System" abschafften und den Dollar-Kurs vom Gold-Kurs entkoppelten, beginnt die Reise von Gold als Geldanlage. 

Jedoch war bis 1974 privater Goldbesitz in den USA verboten - in China und in Russland sogar bis Anfang der 1990er Jahre. Zumindest Ersteres gilt als so relevant einzuschätzen, dass man auch in den Jahren 1971-1974 von "strukturell abnormalen und damit nicht repräsentativen Sonderbedingungen" sprechen muss (Zitat Dr. Gerd Kommer).  Betrachtet man die Entwicklung des Goldkurses ab 1975 und vergleicht diese mit den Renditen des weltweites Aktienmarktes (abgebildetet durch den Index MSCI Word, der die ca. 1500 größten Unternehmen aus den 27 Industrieländern zusammenfasst) ergibt sich folgendes Bild:

Rendite und Risiko Gold vs. Aktienmarkt (USD, inflationsbereinigt)
Rendite und Risiko Gold vs. Aktienmarkt (USD, inflationsbereinigt)

Hier zeigt sich zunächst, das der für viele Menschen abstraktere Aktienmarkt im Schnitt die bessere Geldanlage war. Es gibt natürlich Zeiträume, in denen Gold auch leicht über dem Aktienmarkt lag. Langfristig ist es jedoch intuitiv verständlich, dass Gold und andere Edelmetalle kein Produktivkapital sind. 

Auf der anderen Seite sind Vermögenswerte wie Aktien von realen Unternehmen gestützt, die Kapital investieren, Wert schaffen und diesen an die Kapitalgeber zurückführen. Gold als Beimischung kann das Schwankungsrisiko reduzieren, da es eine niedrige Korrelation zum globalen Aktienkurs aufweist (ca. +0,1) und damit das Gesamtportfolio stabilisiert. 

Gold als Absicherung gegen Krisen

Jedoch geht es bei der Geldanlage nicht immer nur um Rendite bei "strukturellen Normalbedingungen". Du triffst deine Investitionsentscheidungen oft über einen Horizont von mehreren Jahrzehnten. Was ist, wenn bei der nächsten Krise "das System" zusammenbricht?

Dieses Narrativ wird von Vielen im Gold- und Bitcoinhandel geführt. Und tatsächlich trifft es heute vermeintlich mehr einen Nerv als je zuvor angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, weltpolitische Neuordnung und Kriegen. Ganz von der Hand zu weisen ist das natürlich nicht. Die USA als größte Volkswirtschaft der Welt sind inzwischen so hoch verschuldet, dass sie bis Ende 2026 neun Milliarden Dollar Staatsanleihen anschlussfinanzieren müssen. In den 2000er und 2010er Jahren konnten diese teils noch mit nur 2 % Zinsen ausgegeben werden. Wegen Trumps Handelskonflikt sank das Vertrauen in die Stabilität der USA so stark, dass bei der jüngsten Anleihenauktion am 21.05.2025 neue 20-jährige Staatsanleihen mit einem Zinssatz von über 5 % ausgegeben werden mussten. Die Mehrbelastung durch die höheren Zinsen wird signifikant den US-Haushalt belasten - und so auch viele andere Regierungen weltweit. 

Angesichts aufkochender Krisengebiete ist auch eine Eskalation regionaler Konflikte nicht unmöglich. Auch historisch zeigt sich, das Währungen nicht immer stabil waren. Die Anforderungen an eine Geldanlage, die in Extremszenarien eine gewisse Sicherheit bietet sind ganz andere. Hier können Edelmetalle tatsächlich Sicherheit bieten. Sie spielen schließlich seit über 6.000 Jahren eine Rolle als Wertspeicher. Fünde von Grabbeilagen in Form von Goldschmuck aus der Jungsteinzeit sind dafür Beleg. Auch in der Neuzeit blieb Gold oft Wertspeicher (auch wenn der Goldkurs interessanterweise in den beiden Weltkriegen fiel und das nicht in allen Fällen galt (Bulut et al. 2019)).

Gold richtig kaufen

Insofern kann sich Gold als Notfallwährung eignen. Wenn Du dich gegen Extremsituationen absichern möchte, solltest Du dies richtig tun. Wer sich für eine Anlage in Gold entscheidet, sollte es physisch kaufen und zuhause an einem sicheren Ort lagern (bis zu gewissen Grenzen ist das sogar in der Hausratversicherung gegen Diebstahl abgesichert). Bis 1.999 Euro pro Transaktion kannst Du per Tafelgeschäft anonym kaufen über einen Finanzberater oder Edelmetallhändler vor Ort. 

Dazu gilt, dass ein 10-Gramm-Goldbarren im Notfall aufgrund der Stückelung nicht wirklich ein geeignetes Zahlungsmittel ist. 1-Gramm-Barren haben jedoch einen viel höheren Kilopreis. Mit Combi-Barren und Beimischung von Silbermünzen (~35 €) lässt sich zu guten Konditionen eine gewisse Liquidität sicherstellen. 

Responsible-Sourced, Fair Trade und Sekundärgold

Das Schürfen von Gold ist leider eine Geschäftspraktik, die immer wieder mit Menschenrechtsverletzungen und illegalen Aktivitäten verbunden wurde. Jedoch gibt es einige Möglichkeiten, auch beim Kauf von Edelmetallen ethisch zu bleiben. So versprechen Hersteller von responsible-sourced Gold, dass das Rohmaterial nur von zertifizierten Minen bezogen wird, die sowohl Umweltstandards einhalten (oft aus Wüstengebieten ohne Regenwaldabholzung) als auch Kinderarbeit ausgeschlossen ist. 

Fair Trade-Gold geht einen Schritt weiter. Hier bekommt die Mine eine Prämie von 2.000 USD zusätzlich zum Weltmarktpreis, welche der Gemeinschaft von kleingewerblichen Minenarbeitern ermöglicht, in Schulen und medizinische Infrastruktur zu investieren und die eigenen Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Dazu wird beim Goldabbau ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt garantiert und dass die Arbeiter entsprechende Schutzkleidung tragen und regelmäßige Sicherheitsschulungen absolvieren. 

Das nachhaltigste Gold ist wohl das, das nicht neu geschürft werden muss. Sekundärgold wird durch das Einschmelzen von Schmuck und anderen Goldresten gewonnen - also recycled. Die Scheide- und Prägeanstalt C.Häffner aus Pforzheim arbeitet beispielsweise ausschließlich mit Sekundärmaterial. 

Bei Münz-Prägestätten empfiehlt sich in dieser Hinsicht übrigens der Wiener Philarmoniker. Hier wird in meiner Wahrnehmung am meisten auf eine ordentliche Lieferkette geachtet. 

Fazit

Wenn Du dich für Edelmetalle als Absicherung entscheidest, hast Du nun die nötige Grundlage. Wichtig ist zu betonen, dass "das System" nicht so schnell zusammenbrechen wird, wie es manch ein Goldhändler und Bitcoin-Maxi noch so charismatisch vorträgt. Der Kapitalismus ist ein dynamisches System, bei dem Krisen inhärent sind und nur Anpassungsphasen sind. Hier hilft der Vergleich zur Stabilitätslehre der Mechanik: Während statische Systeme tatsächlich "brechen" können, verändern sich dynamische System lediglich (Pendel, der ausgelenkt wird). Solange irgendwo auf der Welt noch Marktwirtschaft stattfindet, bleibt der Welt eines global gestreuten Aktienportfolios erhalten. 

Gerade wissenschaftlich konstruierte Portfolien sind auch in Krisen erstaunlich robust und erholen sich schnell wieder. In meiner Anlageberatung baue ich Portfolien nach dem Prinzip der "Ultrastabilität" auf Basis der Evolutionären Portfoliotheorie auf (vgl. Prof. Hens). 

Wenn Du dieses Prinzip und meine Beratung kennenlernen möchtest, trage Dich jetzt ein für ein unverbindliches Erstgespräch

Dein Niklas 

Quellen:

Bulut, Levent/Rizvanoghlu, Islam (01/2019): "Is Gold a Safe Haven? International Evidence revisited"

Hens, Schenk-Hoppé (05/2001): "An Evolutionary Portfolio Theory. Working Paper No. 74"